Noch eine weitere rollig Nacht mit der schrillen Livemusik der Strandbar in der St. Rupert Bay/Dominica wollen wir nicht noch mal über uns ergehen lassen und gehen noch am 04.07. abends 18.50 Uhr ankerauf. Im Lee von Dominica haben wir mit starken Fallböen bis 30 Knoten und dazwischen mit Windstille zu kämpfen. Der Diamond RockGenua einrollen und wieder ausreffen, ein sehr unbefriedigender Zustand und zum Schlafen kommen wir auch nicht. So harren wir beide bei Vollmond und guter Sicht in der Plicht aus, denn bis Le Marin sind es ja nur 80 Meilen, da sind wir locker bis zum Frühstück da!
Wir freuen uns schon auf das frische Baguette. Doch wie immer haben wir die Rechnung ohne den Wind und die Wellen gemacht. Scott’s Head, der südlichste Punkt von Dominica liegt querab und prompt wird die Atlantikdünung ruppiger, wir fallen nach Westen ab, was zur Folge hat, dass wir auf der Höhe von St. Pierre/Martinique 10 Seemeilen zu weit westlich sind. So ein Mist, jetzt müssen wir auch noch gegen den Ostwind mit Südkomponente und die nicht erklärbare hohe Dünung aus Südwest ankämpfen, die das Vorwärtskommen auch noch erschwert. Trotz Motorunterstützung laufen wir nur 4 Knoten. Frühstück ade, wir kauen ein trockenes Weißbrot. In Sturzbächen wird das Schiff von Wasser überspült, das eingezogene Seitenteil der Kuchenbude leistet mal wieder gute Dienste und hält das Schlimmste ab. Endlich ist der Roche du Diamant im Süden von Martinique querab, doch jetzt müssen wir auch noch die ganze Strecke bis Le Marin aufkreuzen, denn allein mit dem Motor geht gar nichts. Wir haben ja schließlich ein Segelschiff!! Aus den 80 Seemeilen sind 98 Seemeilen geworden. Der Anker fällt nach diesem Horrortrip am „alte Ankerplatz im deutschsprachigen Eck“ Pfingstmontag um 13.20 Uhr in der Reede vor Le Marin.
In Le Marin ist es ruhig geworden, die meisten Segler haben sich in die südlichen Regionen der Karibik begeben oder sind zu ihrem alljährlichen Heimaturlaub nach Deutschland zurückgeflogen. Zum Seglerstammtisch kommt nur noch der „harte Kern“, doch unterhaltsam ist es immer, wenn man etwas über die Lebensgeschichten und Segelerlebnisse von Peter, Siggi, Uli, Lothar, Richi und Karin erfährt. Man könnte – sollte? – ein Buch darüber schreiben.
Jetzt sind wir schon wieder eine Woche hier und heute ist es endlich windstill, sodass wir das Großsegel aus dem Baum rausrollen und zusammenfalten könnten, denn es muss zum Nachnähen zum Segelmacher. Das ist doch gar kein Problem, denken wir. Einfach nur das Unterliek aus der Schiene ziehen – fertig. Soweit so gut, aber der vordere Rutscher des Unterlieks bewegt sich keinen Millimeter. Reißen, ziehen, zerren, bearbeiten mit Durchschlag und Hammer, nichts geht. Der Wind wird stärker und wir müssen das Befestigungsband des Unterlieks durchschneiden, um das Segel verstauen zu können. Jetzt beginnt die Demontage des Baums, damit der Rutscher aus der Rollvorrichtung in einer Werkstatt an Land herausgemeißelt werden kann.
Fazit:
Wir haben 4 Stunden herumgeschafft, das Kederprofil beschädigt und sind zusätzlich 100 € für Werkstattkosten los. Wie man sieht, alles nur eine Sache von 5 Minuten.
Am nächsten Morgen um 5 Uhr früh geht dann unsere erste Tropical Wave mit 40 Knoten Wind und heftigen Regenschauern über uns hinweg und schütteln das Schiff kräftig durch. In aller Eile entfernen wir das Sonnendach, das sich wie ein Segel aufgebauscht hat. Es regnet den ganzen Tag und erst gegen Abend können wir trocken an Land kommen. Die nächste Tropical Wave ist für Donnerstag vorhergesagt, es wird Zeit, dass auch wir nach Süden aufbrechen.