Nuku Hiva

03. bis 06. Juni 2008: Nach einem schnellen 14-Stunden Nachtörn erreichen wir im ersten Sonnenlicht die Bucht von Taiohae/Nuku Hiva. Die Insel ist trotz der hohen Berge erst spät im…

03. bis 06. Juni 2008:

Nach einem schnellen 14-Stunden Nachtörn erreichen wir im ersten Sonnenlicht die Bucht von Taiohae/Nuku Hiva. Die Insel ist trotz der hohen Berge erst spät im Dunst zu erkennen, es ist regnerisch und stark bewölkt. Wir sind froh, dass wir die ungemütlich hohen Wellen von Osten draußen vor der tief ins Land reichenden Bucht lassen können. Es liegen ca. 20 Yachten, in weiten Abstand voneinander, vor dem langgezogen Strand, an den die Dünung brandet. Diese Dünung ist der Grund, dass der Ankerplatz sehr rollig ist, weil der Wind und die auftretenden Fallböen von Osten oder Norden kommend, die Boote quer zur Welle legen. Mit dem Dingi anlanden kann man an einer abgewinkelten Mole, doch auch hier macht sich die Welle noch bemerkbar. Aber das haben wir ja schon vorher gewusst, dass es in den Marquesas keine ruhigen Ankerplätze gibt, doch wir wollen was von der Insel sehen und vor allem, wir wollen uns mit frischen Lebensmitteln und französischem Baguette versorgen, dafür nehmen wir die Unannehmlichkeiten in Kauf. Der französische Einfluss ist unübersehbar, man hat das Gefühl, irgendwo in Frankreich oder besser noch in Martinique angelandet zu sein. Die Öffnungszeiten der Läden sind streng reguliert (07 bis 11.30 Uhr + 13.30 bis 17.00 Uhr), danach ist der Ort wie ausgestorben. Am Hafen gibt es einen kleinen Imbiss mit Frühstücks- und Mittagstisch, einen Yachtservice mit einem steinzeitlich langsamen Internet und seit neustem einen Imbisswagen der Crêpes und Softeis verkauft, sowie eine Autovermietung. Bei der Polizei, nur ein paar hundert Meter vom Hafen entfernt, melden wir uns ganz formlos an, erkunden danach die drei Lebensmittelläden und sind begeistert, was es alles zu kaufen gibt, nachdem das Versorgungsschiff am Donnerstag seine Ladung gelöscht hat. Die Preise sind zum Teil vergleichbar mit den Preisen in Deutschland, für manche Artikel aber so horrend, dass einem die Tränen kommen. Für eine Flasche Bier (1/2 l) im Lokal muss man z.B. 9 US $ berappen, da vergeht selbst Helmut der Durst und wir trinken zu der mittelgroßen Pizza (12 Euro), die gerade so für 2 Personen ausreicht, eine Flasche Wasser!! Nach den Niedrigpreisländern Venezuela, Kolumbien und Panama sind wir einfach zu geschockt und nicht bereit, solche Preise zu zahlen. Gemeinsam mit Marja und Axel mieten wir für Freitag einen Geländewagen 4WD für eine Entdeckungsfahrt über die Insel. In Serpentinen klettert die gut ausgebaute Straße hinauf bis zum 864 Meter hohen Muake. Hinter jeder Straßenbiegung machen wir einen Fotostopp, die Aussicht auf die von Bergen eingerahmte Bucht von Taiohae, wo die Segelboote in der Morgensonne schaukeln, ist grandios. Nachdem wir die Bergkuppe hinter uns haben, öffnet sich vor uns das lang gestreckte Tal mit tausenden von Kokospalmen, in das der Ort Taipivai eingebettet ist. Wir können den Eindruck von Herman Melvilles nur bestätigen, der in seinem Roman „Typee“, dieses Tal als eine der schönsten Gegenden auf den Marquesas beschreibt. Der deutsche Titel lautet: „Taipi – Ein Blick auf polynesisches Leben während eines viermonatigen Aufenthalts“. Dieser Roman basiert auf den Eindrücken, die er während seines Aufenthalts 1842 in diesem Tal sammelte. Am Ende dieses tropischen Tales, in der Bucht von Hooumi genießen wir unter Palmen unser Picknick mit frischem Baguette, französischer Pate de Champagne und sauren Gürkchen. Dazu gibt es eine mit der Machete geöffnete frische Kokosnuss. So lässt es sich leben. Weiter geht es über die geschotterte Straße, einen weiteren Bergrücken hinauf und immer weiter durch tropischen Palmenwald in Richtung Norden. Es eröffnet sich uns ein sehr beeindruckender Blick auf der Ort Hatiheu mit der gleichnamigen Bucht, die überragt wird von einer Gruppe bizarrer Felstürme, die wie Nadelspitzen in den Himmel ragen. Bevor wir den Ort jedoch erreichen, besuchen wir die zahlreichen Tiki (Stein- und Holzskulpturen) und Überreste der Kultstätten Kamuihei und Tahakian, die direkt am Weg liegen. Auf der Suche nach dem Fahrweg in die Anahobucht müssen der Geländewagen mit Helmut als Fahrer zeigen, was sie können. Wir geben schließlich auf, denn dieser Weg ist nur zu Fuß zu bewältigen und nicht mit einem Fahrzeug zu befahren, was uns von einem Einheimischen später auch so bestätigt wird. Auf dem Rückweg machen wir noch einen Abstecher in den Westen der Insel, ein felsiges trockenes Terrain (La Terre Deserte), das mit Kiefern ähnlich wie in Teneriffa bewachsen ist und uns ein wenig an die Hochflächen des Schwarzwaldes und die Schwarzwaldhochstraße erinnert. Da sich das Wetter zunehmend verschlechtert, Regen und Nebel nehmen uns jede Sicht, fahren wir nicht bis zum Flughafen im Westen der Insel weiter, sondern drehen um und fahren zurück, obwohl diese Straße ganz hervorragend ausgebaut ist.

Für Samstag ist die Weiterfahrt nach Ua Pou geplant, doch wollen wir uns den einheimischen Markt, der morgens um 4.30 Uhr beginnt und bis 7.00 Uhr dauern soll, nicht entgehen lassen. Wir sind gespannt, was es da alles geben wird, können uns aber keinen Reim darauf machen, warum dieser Markt in aller Herrgottsfrüh noch während der Dunkelheit beginnt. Wir schaffen es dann tatsächlich aus unserer warmen Koje heraus zu kommen und finden uns zusammen mit den anderen Seglern um 5.00 Uhr noch recht verschlafen am Hafen, wo der Markt stattfindet, ein. Eine Handvoll Einheimische haben hinter der Ladefläche ihrer Autos einen Campingtisch aufgebaut und bieten Selbstgebackenes an. Der Gemüsestand, der tags zuvor vor dem Lebensmittelladen aufgebaut war, ist mit dem gleichen Angebot und den gleichen Preisen wie dort auch hier vertreten. Die Backerei bietet Kuchenstücke und Teilchen an und die Fischer verkaufen ihren Fisch. Frühstücken kann man wie sonst auch am Imbissstand. Das war’s, etwas enttäuschend, es ist noch nicht einmal Obst zu bekommen. Warum um alles in der Welt der Markt zu dieser Uhrzeit stattfinden muss, kann uns niemand erklären, irgendwie muss es was Besonderes sein, denn der ganze Ort ist auf den Beinen. Wir spekulieren, dass es vielleicht steuerliche Gründe hat, denn um 7.00 Uhr öffnen die normalen Läden und da ist der Markt dann schon wieder abgebaut. Unsere Weiterfahrt nach Ua Pou verschieben wir auf Sonntag, denn die Wind- und Wellenvorhersagen sind für diesen Kurs zu schlecht. Am Sonntag geben wir Ua Pou als nächstes Ziel dann vollends auf, weil der Ankerplatz dort bei der jetzt herrschenden Windrichtung voll dem Schwell ausgesetzt ist.

Unsere Position auf Google Maps
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