Silvestermorgen 2005, 7.00 Uhr, Anker auf und Genua- und Besansegel hoch, der Sprung von Sal nach Boa Vista (Kapverden) mit 38 Seemeilen ist wie Kaffeefahrtsegeln am Bodensee, nur richtig flott mit 5,5-6 Knoten Fahrt.
Wirklich „ganz großartig“ Originalton Dieter. Der Anker fällt in einer weiten Bucht südlich der vorgelagerten Insel, Ilhéu de Sal Rei, deren Riffe uns nach Norden vor der Welle schützen. Herrlich ist es hier, ein endloser Strand mit hohen weißen Sanddünen und dahinter die weißgrüne Wüstenlandschaft , vereinzelt Palmen, eine Wüsteninsel mit Graspflanzen. Die recht ruhige Silvesternacht verbringen wir mit den Crews von der Nautica und der Kira. Es werden nur „schwarze“ Raketen von den Einheimischen und 2 rote Notraketen von 2 Jachten abgeschossen. Boa Vista ist die Insel für Individualisten und Ruhesuchende. Nach 3 geruhsamen Tagen mit einem Rundgang durch den Ort, Strand- und Dünenspaziergang, einem herrliches Lobsteressen für 12 € an Land und schwimmen im türkisblauen Wasser ziehen wir wie die Nomaden Afrikas weiter zur nächsten Kapverden Insel, dem 92 Seemeilen nordwestlich gelegenen San Nicolau, das wir wie nach Fahrplan 15 Std. später in der Morgendämmerung erreichen.
– Sao Nicolau
Sao Nicolau, die Insel der Kontraste, atemberaubend spröde Mondlandschaft und üppig grüner Regenwald erwarten uns hier. Der Trans-Ocean-Stützpunktleiter, Henny Kuster (78 Jahre Holländer), organisiert für uns eine Inselrundfahrt mit dem Aluguer, einem offener Pritschenwagen mit Sitzbänken. Der Aluguer ist das Fortbewegungsmittel schlechthin, mit dem alles und jeder für wenig Geld transportiert wird. 11,40 kapverdianische Escudos entsprechen 1 €. Die Tages-Rundfahrt kostet pro Person mit Mittagessen in Henny’s Haus 20 €. Er sorgt so dafür, dass 2 einheimische Familien, der Aluguerfahrer und der Koch, immer wieder eine Einnahmequelle aus dem Tourismus haben, das Geld auf der Insel bleibt und nicht wie bei den Ferienanlagen der Tourismusbranche direkt wieder ins Ausland zurückfließt. Er fährt mit uns auf dem Aluguer über die Insel, zeigt uns die üppige Vegetation, die tiefen dunkelgrünen Tälern im Norden der Insel, den feucht nebligen Regenwald, die Mango- und Drachenbäume an den Hängen des Monte Gorda, die ursprünglichen Häuser und Bauweise der Kapverden und das nur nach einem ½ stündigen Fußmarsch zu erreichende autofreie Ribera da Prata an der Nordwestküste. Hier ist die Zeit stehen geblieben, alles was Mensch und Tier braucht, muss zu Fuß den Berg hinauf in den Ort getragen oder vom Esel transportiert werden, selbst das Trinkwasser, denn es gibt nur einen Brunnen.