„Oh wie schön ist Panama“

Sagt der Bär zum Tiger in Janosch’s Kinderbuch. Wie wahr, denken wir, angesichts des saftig grünen Regenwaldes der abwechslungsreichen Landschaft, der üppigen Vegetation, der idyllischen Dörfer und der vielen freundlichen…

Sagt der Bär zum Tiger in Janosch’s Kinderbuch. Wie wahr, denken wir, angesichts des saftig grünen Regenwaldes der abwechslungsreichen Landschaft, der üppigen Vegetation, der idyllischen Dörfer und der vielen freundlichen Gesichter. Panamá bedeutet in der Sprache der Bevölkerung „Fülle von Fischen und Schmetterlingen“. Von den Eastern Lemmon Cays führt unsere Route zu einem Ankerplatz vor der Isla Linton. Hier sehen wir zum ersten Mal die „Spider-Monkeys“ (in Deutschland eher unter dem Namen „Klammeraffen“ bekannt)). Einige dieser wohl sehr seltenen Affen leben frei auf einer Privatinsel. Ein reicher Amerikaner hat diese Insel gekauft und den Affen zur Verfügung gestellt. Mit dem Dingi können wir anlanden und diese imposanten Tiere, die aufrecht gehen wie die Menschen, ausgiebig beobachten und fotografieren. Erstaunt sehen wir, wie einer der Affen zum Steg geht und mit der Hand Salzwasser aus dem Meer schöpft und trinkt.

Unsere Position auf Google Maps

Doch bald müssen wir weiter und so fahren wir nach zwei Tagen in das nur 10 Meilen entfernte Porto Bello. Mit einem dieser grellbunten Omnibusse, die in ihrem früheren Leben vermutlich amerikanische Schulkinder transportierten, machen wir von Porto Bello aus eine zweistündige Busfahrt nach Colon zum Einkaufen. Es ist heiß, der Bus ist vollgestopft mit Menschen aller Hautfarben und aus dem Radio tönt Musik mit unvorstellbarer Lautstärke. Die Strecke entlang der Küste führt durch eine prachtvolle, üppig grüne Landschaft, aber auch durch Wohngebiete, in denen für uns unvorstellbare Lebensbedingungen herrschen. Die Armut, die in der am Atlantik, genauer gesagt am karibischen Meer, gelegenen Stadt Colón – der zweitgrößten Stadt Panamas – sichtbar wird, ist für uns bedrückend und beängstigend. Hier ist der Unterschied zwischen Arm und Reich besonders ausgeprägt. In Colón, Eingang zum Panamakanal und der nach Hongkong zweitgrößten Freihandelszone der Welt, gibt es eine Arbeitslosenquote von 23 {1ceb81210821c860055784cde74d227c1f266e1212e34519aac20668954e7b5a}. Mit der Armut steigt die Kriminalitätsrate. Jede Woche werden irgendwo in Colon mehrere Menschen erschossen.

Nachdem wir am Sonntag, 24.02.08 in Colon angekommen sind und „in the flats“ vor Anker gegangen sind, bewegen auch wir uns zu unserer eigenen Sicherheit nur mit dem Taxi oder dem Bus. Die Temperaturen sind hier in Colon einigermaßen erträglich, nachts sind es angenehme 24° und wir können, wenn kein Wind geht, ruhig schlafen. Der berüchtigte rollige Ankerplatz „In the Flats“ ist besser als sein Ruf. Nur die Pilotboote, die die Lotsen zu den Schiffen bringen, brummen mit hohen Heckwellen an uns vorbei und dann schaukelt es erbärmlich – eine gute Vorbereitung auf den Pazifik. Dagegen merkt man die Heckwelle der riesigen Frachter, die vom Kanal kommen oder auf den Kanal zustreben, kaum, obwohl wir wie bei ARD und ZDF  in der 1. Reihe sitzen.

Die notwendigen Formalitäten erledigen wir unter Zuhilfenahme von Tito, der englisch und spanisch spricht. Der geforderte Preis, 135 US$, für das Ein- und Ausklarieren, Leihgebühr für 4 Panama-Leinen (40 m lang, mindestens 24 mm dick) und 10 umwickelte Autoreifen ist absolut gerechtfertigt. Die vier Linehander, die für die Kanalpassage gefordert sind, versuchen wir über das Morgennetz für Segler, das auf Kanal 72 VHF am Montag und am Donnerstagmorgen um 8.00 Uhr läuft, zu bekommen. In nur 2 Tagen, das ist Rekordzeit, steht unser Wunschtermin für die Kanalpassage, 10.03.08 zusammen mit Tuulivei, fest. Um die noch offenen Reparaturen  schnellstmöglich zu organisieren nutzen wir eifrig das Dinghi-Dock im Panama Yacht Club, es kostet 2 US$ am Tag. Der Preis ist gerechtfertigt, weil der entsprechende Service, wie eine Wäscherei, Internet, Duschen, kostenloses Wasser bunkern und ein gutes Chinarestaurant mit Bar vorhanden sind. Auch kann nach Terminabsprache Diesel direkt am Steg eingebunkert werden. Benzin muss man dagegen in Kanistern an der Tankstelle holen, dafür ist dann wiederum ein Taxi notwendig, was pro Fahrt in die Innenstadt 1 US$ kostet. Die dringend benötigte 4,70 Meter lange und 8 mm dicke Edelstahlstange mit Gewinde für unsere Sailtainer Großsegelrollanlage gibt es hier in Colon natürlich nirgends. Am Freitag vor unserem Transittermin  macht uns Alfred, der Vater von Eric Bauhaus (Verfasser des „Cruisingguide Panama“) Hoffnung, dass er eine solche Stange in Panama City hat. Außerdem kann er, wenn alle Stricke reißen, die gebrochene Stange auch schweißen, denn er ist Edelstahlschweißer und macht eine hervorragende Arbeit. Eine Sorge weniger! Es fehlen außerdem noch Seekarten für Neuseeland, die hat aber Axel von der Tuulivei. Er bekommt von uns dafür Detailkarten von den Marquesas und von Tonga, die man nur noch kopieren braucht. Für unter 10 Doller hat jeder, was er braucht und die horrenden Frachtkosten für die Lieferung aus USA sind eingespart. Jetzt heißt es unsere Hamstereinkäufe zu planen. Wir haben mal so überschlagen, dass wir für 8 Monate mindestens 24 Pfund Kaffee, 12 Pfund Butter, ca. 40 kg Mehl, Reis und Nudeln bräuchten. Ganz abgesehen von den Obst- und Gemüsedosen, den Kartoffeln und Zwiebeln ist das eine unglaubliche Menge, die irgendwo sicher und rollfest im Schiff verstaut werden muss. So ganz genau weiß Renate noch nicht, wo sie das alles hinpacken soll und ob dann unser Schiff überhaupt noch schwimmt. X-mal fährt sie mit Marja von der Tuulivei zum Rey in Quadro Alto. Wir arbeiten die Einkaufsliste systematisch ab. Manches ist einfach nicht zu bekommen oder nur zu horrenden Preisen. Dazu zählt auch geräucherter Schinken – wir träumen jetzt schon von unserem guten Schwarzwälder Schinken – und sind noch nicht einmal durch den Kanal.

Die 14 Tage vergehen wie im Flug und wir sind beide total entnervt, weil am Samstagnachmittag die Reifen für den Kanaltransit immer noch nicht an Bord sind.
Dieser Tito, fängt er jetzt schon an zu schlampen? Auf intensives Drängen kriegen wir sie dann doch noch, Südamerika halt, wenn man etwas braucht – immer dranbleiben und lächeln, auch wenn es schwer fällt.

Kuna Yale
Durch den Panama-Kanal – Erster Tag
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