10.03.2008 morgens 5.30 Uhr, der Countdown läuft: Aufstehen, frühstücken und um 7.00 Uhr beim Panama Yachtclub am Dingi Dock auf den Taxifahrer warten, der uns zum Frischmarkt bringen soll, um noch die letzten 15 kg Kartoffel, 10 kg Zwiebel, Salat, Tomaten und Obst zu holen. Wie so oft, war einiges nicht pünktlich fertig geworden, es fehlten bis zu diesem Zeitpunkt auch noch die beiden Gasflaschen, die seit Donnerstag zum Füllen abgegeben waren, ein Linehander hatte kurzfristig wieder abgesagt, die vier 40 Meter Leinen zum Sichern in den Schleusenkammern hatte Tito, der Agent, auch noch nicht gebracht und die Ausklarierung (Zarpe) für die Galapagos Inseln (Ecuador) war von Tito auch noch nicht erledigt worden, 40 Liter Benzin mussten ebenfalls noch in Kanistern nachgetankt werden. Als Termin für die Passage hatte man uns 16.30 Uhr Localtime (22.30 Uhr MEZ) auf Rückfrage am Sonntag mitgeteilt. Es gibt also noch richtig viel zu erledigen. Das ungarische Gulasch, die Verpflegung für den ersten Abend für die 4 Linehander, den Lotsen und uns, hatte ich schon am Sonntag vorgekocht und vakuumiert. Reis und Eisbergsalat mit Tomaten mussten dann kurz vor dem Start noch schnell gerichtet werden. In der letzten Woche haben wir das Schiff voll gebunkert bis zum Rand mit Lebensmitteln, Getränken, Diesel, Benzin, Gas zum Kochen und, und, und…für das nächste halbe Jahr soll’s reichen, denn in der Südsee ist alles sooo teuer, haben uns andere Segler geschrieben. Die für die Passage notwendigen 10 Autoreifen zum Abfendern hatten wir am Samstag schon an Bord genommen. Um 14.30 Uhr sind wir dann, oh Wunder, doch „klar Schiff“ und haben sogar noch Zeit für ein kleines Mittagschläfchen. Um 16.00 Uhr holt Helmut mit dem Dingi unsere drei „Linehander“, Denise und Wolfgang von der SY Moony und Clive, den uns Gerry als Ersatz geschickt hatte, an Bord. Chuck aus North Carolina von der Maker’s Match wird von seiner Frau und dem Hund etwas später gebracht. So haben wir eigentlich einen Linehander zuviel an Bord, doch was soll’s, der Platz und das Essen wird schon reichen. Auf Rückfrage bei Christobal Signal, der Lotsenstation, bekommen wir die Auskunft, dass unser Termin auf 18.30 Uhr verschoben worden ist. Na hoffentlich bleibt’s dabei, einige Yachten hatten in der letzten Woche bis 22.00 Uhr warten müssen, bis sie aufgerufen wurden. Da hilft nur eines, c o o l bleiben, bis jetzt sind noch alle durchgeschleust worden. Aufregend und spannend ist die ganze Sache schon und ein bisschen kribbelig sind wir natürlich auch. Mit dieser Passage ist endgültig besiegelt, es geht weiter – weiter westwärts. Wir haben gerade mit unserem Abendessen begonnen, da kommt, wider Erwarten pünktlich, der Lotse Adrian an Bord und wir gehen Anker auf. Im Tonnenstrich sind es von den Flats 3,5 Meilen bis kurz vor die Schleusenkammer. Dort legen wir die Nuku’alofa nochmal an der Lotsenbootpier fest und warten, Schleusentermin ist jetzt 20.00 Uhr. Das Abendessen kann fortgesetzt werden. Bis auf den hell erleuchteten Schleusenbereich ist es jetzt um 19.00 Uhr um uns herum stockdunkel. Schade, dass man von der Umgebung nichts sehen kann. 2 Ozeanriesen mit Containern fahren aus der Schleusenkammer heraus und so nah an uns vorbei, wie noch nie bisher. Diesen Monstern will ich auf dem offenen Ozean auch nicht so nahe begegnen. Um 20.30 Uhr binden wir uns dann an der Steuerbordseite der SY Tuulivei – die aufgrund ihres starken Motors als Masterboot festgelegt wurde – ins Päckchen, auf die Backbordseite der Tuulivei wird dann noch ein amerikanisches Segelboot festgemacht. Marja, am Ruder der Tuulivei, steuert das „Päckchen“ souverän in die erste Schleusenkammer der Gatun Locks (Schleusen). Alle Maschinen laufen mit.
Durch den Panama-Kanal – Erster Tag
Ein großer Frachter liegt bereits in der Kammer und wird von vier „Lokomotiven“ an schweren Trossen auf Zug gehalten. Diese Schleusenkammer, wie alle am Panamákanal haben eine Länge von 305 Metern und eine Breite von 33,5 Metern. Von beiden Seite der Schleusenkammer bekommen die beiden äußeren Schiffe jeweils eine dünne Leine mit einer Affenfaust (schwere Kugel) zugeworfen an der die 40 Meter Leine befestigt und nach oben gezogen wird. Dort wird das Auge der 40 Meter Leine an einem Poller belegt. 21.05 Uhr die Schleusentore schließen sich, jetzt beginnt die verantwortungsvolle Arbeit unserer Linehander. Sie müssen diese Leine ständig über die Klampen auf Zug halten, denn beim Einströmen des Wassers in die Schleusenkammer gibt es starke Verwirbelungen und die Schiffe können dann an die rauhen, Betonwände der Schleusenkammer gedrückt werden. Doch bei uns gibt es keinerlei Probleme, es klappte alles perfekt. Weil wir 4 Linehander an Bord haben, bleibt sogar Zeit zum Fotografieren und zum Schwätzchen halten mit der Crew der Tuulivei. Die haben auch 4 zusätzliche Linehander an Bord, die überhaupt nichts zu tun haben, denn die beiden äußeren Yachten haben die Leinen und halten das Päckchen auf Zug. Oben angekommen fahren wir weiter in die 2. Kammer. Die Prozedur wiederholt sich noch ein 3. Mal, nach 1 1/4 Stunden sind wir oben. Von der Atlantikseite in Colon beträgt der Höhenunterschied insgesamt 27 m und wird in 3 Schleusenkammern bis hoch zum Gatunsee überwunden. Der See entstand beim Aufstauen des Rio Chagres durch den Gatundamm, der an die Schleusen angrenzt. Nach einer halbstündigen Fahrt machen wir an einer Mooringboje im Gatunsee fest, der Lotse geht von Bord und wir gönnen uns ein Bierchen Die ersten drei Schleusen sind geschafft.