Atoll Kauehi

14. und 15. Juni 2008: Die aufgehende Sonne färbt den Himmel über dem Atoll zart orangerot. Die Zeitplanung passt, durch langsames motoren mit 4 Knoten in den letzten 10 Stunden…

14. und 15. Juni 2008:

Die aufgehende Sonne färbt den Himmel über dem Atoll zart orangerot. Die Zeitplanung passt, durch langsames motoren mit 4 Knoten in den letzten 10 Stunden der vergangenen Nacht sind wir zur berechneten Zeit um 7.30 Uhr auf Position 15 Grad 57,30′ S und 145 Grad 11,05 W vor dem Pass Arikitamiro. Deutlich ist der Pass direkt vor uns zu sehen, rechts und links brechen sich die Wellen des einlaufenden Wassers an den flachen Riffausläufern. Die rote Backbordspiere wird von weiß schaumigem Wasser umspült. Genau in der Mitte zwischen den sich brechenden Wellen müssen wir mit Kurs 45 Grad durchfahren. Los geht es, Helmut ist am Steuer und gibt etwas Gas, mein Adrenalinspiegel steigt mal wieder, ich bin total angespannt – das ist nichts für meine schwachen Nerven. Das einlaufende Wasser schiebt uns mit 2 Knoten Strom, durch den mitlaufenden Motor haben wir den entsprechenden Ruderdruck und Helmut hält exakt den Kurs und steuert genau die vorgegebene Linie. Um uns herum gurgelt das Wasser, aber Wellen haben wir hier in der Mitte des Passes keine mehr. Das Gefühl, dass wir in das Atoll hineingespült werden, täuscht nicht, denn der GPS zeigt 7,5 Knoten über Grund. Nach 0,8 Meilen und 20 Minuten sind wir durch und haben den Punkt erreicht, von dem wir mit Kurs 24 Grad auf das Dorf und den Ankerplatz zufahren müssen. Die Anspannung ist wie weggeblasen, in aller Ruhe frühstücken wir und lassen die Eindrücke auf uns wirken. So ein Atoll ist eine kleine, in sich geschlossene Welt, rundum eingegrenzt von einem Riffgürtel, der hier in Kauehi dicht mit Palmen bewachsen ist. Beim Ansteuern auf den Ort Tearavero müssen wir zum ersten Mal wieder, seit wir Europa verlassen haben, die roten Tonnen an Backbord lassen. Hier in Französisch-Polynesien gilt das europäische Lateralsystem. Nach 7,7 Meilen ist der Ankerplatz erreicht, die Tuulivei, die Sappho mit Kirsten und Joachim und die Kurtisane mit Kurt und Doris liegen etwa 1 Meile vom Dorf entfernt friedlich in der Morgensonne. Direkt vor dem Ort ist der Ankergrund zu stark mit Korallenblöcken übersät, was zu Problemen führen kann, wenn sich das Schiff dreht und die Ankerkette dann um die Korallenblöcke herum windet. Freudig werden wir von den anderen Crews begrüßt, die gerade die kleine Perlenzucht von Daniel und Taheta besucht haben. Für heute Mittag sind wir bei den Beiden zum Barbecue eingeladen, wir sollen Salate und Getränke dazu beisteuern. So ist es recht, gleich wieder volles Programm, damit nur ja keine Langeweile aufkommt. Durch die Verständigungsschwierigkeiten hat Kurt das mit dem gemeinsamen Barbecue wohl doch etwas falsch verstanden, wir sind tatsächlich eingeladen, der Tisch ist für uns 8 Segler gedeckt, die Familie isst nicht mit uns, sondern wartet, bis wir gegessen haben und essen dann auf, was von den Salaten und den Hühnchenteilen übriggeblieben ist. Selbstverständlich haben wir als Gegenleistung jeder eine Flasche oder Tetrapack Wein mitgebracht, denn Geld wollen sie keins haben. Die Sitten hier sind offensichtlich anders, wir hätten gerne zusammen mit den Einheimischen eine Mahlzeit eingenommen. Aber in Fatu Hiva war die Situation die gleiche gewesen, da wurden wir auch reichlich mit Essen bewirtet und nachdem wir fertig waren, hat die Familie die reichlich übrig gebliebenen Reste verzehrt.

Endlich haben wir hier in der Lagune mal wieder einen absolut ruhigen Ankerplatz und können nach unserer fünftägigen Seereise so richtig entspannt schlafen. Bereits um 20.00 Uhr liegen wir in der Koje. Da fällt es nicht schwer, am nächsten Morgen, es ist Sonntag, pünktlich um 8.00 Uhr zum Gottesdienst in der Kirche zu sein. Wir haben uns extra feingemacht, Helmut mit langer Hose und Hemd, ich habe einen Rock und Pulli mit Perlenkette an. Die kleine Kirche ist gut gefüllt, am Eingang bekommt jeder von uns eine Jasminblüte zum Anstecken. Von den 80 bis 100 Einwohnern des Ortes sind fast alle anwesend. Insbesondere die Frauen haben sich für den Gottesdienstbesuch hübsch angezogen, sich mit Perlenketten und Hüten geschmückt, die kleinen Mädchen haben hübsche Kleidchen an. Nach dem Eingangslied in polynesische Sprache, das von einer Hammondorgel, Ukulele und Gitarre begleitet wird, kommen in langen weißen Gewändern, geschmückt mit frischen Blumenkränzen, der Priester, die Messdiener und der Kirchengemeinderat wie eine Prozession durch den Mittelgang herein. Wir verstehen zwar nichts, der Gottesdienst findet selbstverständlich in polynesischer Sprache statt, doch wir spüren mit welcher Fröhlichkeit und Freude hier unserem Schöpfer gedankt wird und hören wie mit Inbrunst die Lieder gesungen werden. Da wir nicht mitsingen können, summen wir wenigstens ein bisschen mit. Am Ende des Gottesdienstes bekommen unsere Männer und auch ich jeder eine dieser frischen Blumenketten umgehängt. Heute wird hier auf der Insel Vatertag gefeiert.

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Von den Marquesas zu den Tuamotus
Atoll Kauehi – Perlen und Palmen
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