Nachdem am Sonntagnachmittag Windböen und Regenschauer von Südosten über das Atoll ziehen, liegen wir auf unserem Ankerplatz alles andere als gemütlich. Das Schiff zerrt kräftig an der Kette und der Bug hüpft auf und ab, immer wieder mal scharrt die Kette über die Korallenköpfe.
16. bis 19. Juni 2008:
Die herrlichen Aquarellfarben, in denen das Motu und die Lagune am Sonntagmorgen erstrahlten, sind auch am Montagmorgen noch mit einem Grauschleier überzogen. Heute dürfen wir Daniels kleine Perlenzucht, die eine Meile von uns entfernt auf einem flachen Korallenblock in der Lagune liegt, besichtigen. Fast alle Bewohner des Atolls sind mit der Perlenzucht beschäftigt. Die Austernmuscheln müssen 3 Jahre alt sein, bevor ein kleines Porzellankügelchen eingepflanzt werden kann. Diese Arbeit macht Daniels Frau Taheta, die mit operationsähnlichen Instrumenten aus der 1,5 cm weit geöffneten Muschel den Bart herausschneidet, den Schleimbeutel etwas öffnet, mit der Pinzette ein Stückchen eingefärbtes Muschelfleisch für die Farbgebung und das 5 mm dicke Porzellankügelchen in die Schleimtasche der Muschel hineinlegt. Dann wird die Klammer, mit der die Muschel offengehalten wurde entfernt und sie schließt sich ganz von selbst. Die so vorbereiteten Muscheln werden dann von einem anderen Mitarbeiter mit einem kleinen Loch am Rand versehen, durch das sie mit Nylonschnur zusammen mit 60 weiteren Muscheln an einer Leine befestigt und in einen schlauchähnlichen grobmaschigen Plastikbehälter gepackt werden. Diese Säcke werden dann zwischen Bojen, die mit Leinen verbunden sind, in die Lagune gehängt, so wie Wäsche an der Leine, allerdings ständig unter Wasser und vom Meerwasser umspült. 8 Monate dauert es, bis die Austernmuscheln eine mehr oder weniger dicke Perlmuttschicht um das eingesetzte Porzellankügelchen geschleimt haben. Da wir auch einige von diesen Perlen kaufen möchten, fährt Daniel mit uns hinaus zu den im Wasser hängenden Muschelsäcken, taucht hinunter und holt einen Sack herauf. Diese Austernmuscheln werden jetzt mit Hammer und einem scharfen Messer geöffnet und die Perlen werden „geerntet“. Nur in jeder dritten Muschel hat sich eine grauschwarze Perle ausgebildet, entweder das ummantelte Porzellankügelchen oder eine 1 bis 2 mm kleine echte, aber unregelmäßige schwarze Perle. Schnell sind wir mit Daniel handelseinig und nehmen hoch zufrieden unsere selbst geernteten Perlen und auch einige der wunderschön perlmuttfarbig glänzenden Muschelschalen mit zurück an Bord. Am nächste Morgen ist es wieder da, das Südseefeeling, Sonne und blauer Himmel tauchen die Lagune in ein türkis-hellblau, dass es schon fast kitschig wirkt. Entlang der Lagune wandern wir zusammen mit Marja und Axel 4 Stunden lang durch schattigen Palmenwald, erfrischen uns an einer Trinknuss und dem weichen saftigen Kokosfleisch. Ein freundlicher Polynesier, der in seinem Palmenwald aufräumt und die Kokosnüsse auf Haufen zusammenwirft, hat netterweise jedem von uns eine Trinknuss vom Baum geholt und mit der Machete geöffnet. Bis zum Flugplatz zu wandern ist uns dann doch zu weit und wir kehren an der großen Perlenzucht „Paradies“ um. Dort sind 4 Frauen damit beschäftigt, in die Austernmuscheln Porzellanperlen einzupflanzen. Die gesamte Anlage ist sehr weitläufig und tipptopp sauber. Das ist offensichtlich sehr wichtig, damit keine Krankheitskeime die Muscheln befallen und sie somit absterben würden.