19. bis 25. Juni 2008:
Die 4 Crews der Sappho, Kurtisane, Tuulivei und Nuku’alofa hatten sich zwei Abende lang ausführlich mit dem Programm WX-Tide, den unterschiedlichen Programmständen, „reference station, locations“ und der Berechnung der Stillwasserzeit (slackwater) auseinandergesetzt und die Ergebnisse, welche Uhrzeit für die Passpassagen Kauehi und Fakarava denn die Beste wäre, waren sehr kontrovers diskutiert worden. Wir für uns entscheiden, um 7.20 Uhr ankerauf zu gehen, denn nach unserer Berechnung ist um 8.00 Uhr noch auslaufendes Wasser, kurz vor Niedrigwasser, also annähernd Stillwasser, Wind haben wir mit 8 Knoten mit uns. Für alle, die sich mit dem Begriff „Pass“ nichts anfangen können, hier eine kurze Erklärung: Ein Atoll ist ein ringförmiges Korallenriff, das an einer oder mehreren Stellen mit einer tiefen Rinne, einem Pass, durchbrochen ist, sodass man dort ins Atoll hineinfahren kann. Durch Ebbe und Flut entsteht an dieser Engstelle eine starke Strömung, die nicht unterschätzt werden darf. Viele dieser Pässe verengen sich in der Mitte der Durchfahrt bis auf wenige Meter oder sind mit Korallenblöcken gespickt. Da ist es unerlässlich, genau zu navigieren und die Zeit mit der geringsten Strömung zu nutzen. Hat man Wind, Welle und Strom gegen sich, so kann sich auch schon mal ein Strom von 8 Knoten aufbauen, dann ist eine Durchfahrt nicht ratsam bzw. unmöglich. Doch unsere Berechnung für Kauehi stimmt, Renate steuert zwar mit Herzklopfen aber ganz tapfer unter Segel und mitlaufender Maschine durch den Pass Aritikamiro. Mit 7,5 Knoten werden wir ins offene Wasser hinausgespült, hinein in die kleinen spitzen Wellen des auslaufenden Wassers, die aufgeregt gegen die Meeresströmung klatschen. So sehen sie also aus, die in „Charlie’s Charts of Polynesia“ beschriebenen „Rips“. 32 Meilen sind es bis zum Pass Garuae, der an der Nordwestseite des Atoll Fakarava liegt. Dieser Pass ist an der Steuerbordseite mit einer grünen Spiere betonnt, 0,5 Meilen breit und auf dem empfohlenen Kurs von 145 Grad über 10 Meter tief. Der Pass wird also keine Herausforderung sein, zumal wir absolut ruhiges Wasser und sonniges Wetter haben. Planmäßig fällt am späten Nachmittag der Anker vor dem Hauptort des Atolls, Rotoava. Der Ort ist der Verwaltungssitz für die Atolle Fakarava, Kauehi, Toau und Apataki.
Es ist eine funktionierende Infrastruktur vorhanden: Gemeindebüro, Gendarmerie, Energieversorgung über Generator, Krankenstation, Post, Schule mit Sportplatz, Kindergarten, einen Bäcker, eine Pizzeria und einige kleine Snacks und Restaurants. 2 Gemischtwarenläden versorgen die Inselbewohner mit allem Lebensnotwendigen, wenn auch zu gesalzenen Preisen. Der kleine aber feine Flugplatz, der fast täglich von Tahiti aus angeflogen wird, liegt im Nordosten des Atolls. In 1 1/2 Stunden können sich Touristen, die hier hervorragende Tauchmöglichkeiten vorfinden, einfliegen lassen und in den teuren Ferienanlagen im Süden des Motus verwöhnen lassen. Wir sind schon mit einem ofenwarmen knackig frischen Baguette morgens zum Frühstück zufrieden, das ist für uns fast wie im Schlaraffenland. Für Samstagabend ist ein Musikfestival mit lokalen Musikgruppen, Sängern und Tanz angekündigt. Zusammen mit den anderen deutschen Crews, Kirsten und Joachim (SY Sappho), Kurt und Doris (SY Kurtisane), sowie Axel und Marja sind wir einige der wenigen Zuschauer, die Einheimischen halten sich vornehm zurück und schauen von Ihren Autos aus zu. Wir sind etwas enttäuscht, denn wir hatten Südseetanz und Südseemusik erwartet. Beim einzigen Fahrradverleih der Insel, Relais Marama, einem Familienhotel mit Wäscherei, das hinter dem Sportplatz zu finden ist, mieten wir zusammen mit Marja und Axel für Montag Fahrräder und betätigen uns mal wieder richtig sportlich. Auf der 40 km langen betonierten Straße, die das Motu durchzieht, radeln wir bei herrlichstem Wetter bis zum Flugplatz, dann zum Pass und wieder zurück nach Süden bis zur extravaganten superteuren Hotelanlage Le Maitai Dream, insgesamt 32 km. Picknick am Strand, Schnorcheln im glasklaren mit vielen Korallenblöcken gespickten flachen Wasser und Mittagsschläfchen in der Hängematte runden den Tag ab. Am Dienstag zieht eine Schlechtwetterfront von Südosten über das Atoll und bringt 25 Knoten Wind und Regen mit. Wie weggeblasen ist das türkis- bis smaragdgrüne glatte Wasser der Lagune, alles ist grau in grau, man kann nicht mal eine Meile weit sehen. Der Wind baut eine unangenehm steile Welle von Süden her auf, immerhin hat das Atoll eine Nord-Süd Ausdehnung von 30 Meilen (ca. 56 km), das ist eine ziemlich große ungeschützte Wasserfläche, die da vor uns liegt. Bei der sich mittlerweile aufgebauten 1,50 Meter hohen Welle liegen wir in dieser Nacht ziemlich unruhig vor Anker, auch scheuert die Ankerkette immer wieder an den Korallenblöcken in 13 Meter Tiefe. Hoffentlich verklemmt sie sich nicht und muss vor während dem Ankerheben mit einem Tauchgang erst mal freigelegt werden. Doch wir haben Glück und können am nächsten Morgen, die Sicht ist heute besser und es hat aufgehört zu regnen, ohne Probleme den Anker heben. Eine weitere Nacht wollen wir auf dem unruhigen Ankerplatz nicht zubringen, denn der Wind bläst unverändert mit über 20 Knoten aus Südsüdost. Unser nächstes Ziel ist die Anse Amyot im Nordwesten des Atolls Toau, 43 Meilen entfernt. Bereits um 8.15 Uhr sind wir am Pass und werden, das auslaufende Wasser mit 3,5 Knoten mit uns, Wind und Welle von achtern, mit 8 Knoten in den offenen Pazifik hinausgespuckt. Die Tuulivei bleibt noch einen Tag vor Anker in Fakarava und will dann direkt nach Papeete/Tahiti segeln. Bild: Die Kinder von Fakarava sind interessierte Zuschauer und Zuhörer beim Musikfestival.
Unsere Position auf Google Maps
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