25. bis 30. Juni 2008:
„Von hier aus muss man sie doch schon sehen können, die Anse Amyot?“ Doch wir sehen nur Riff und Brandung, aber keinen Durchbruch im Riffgürtel, obwohl es nach dem GPS nur noch eine Meile bis zum Ankerplatz sein sollen. Da endlich liegt die Bucht querab und die grüne und rote Spiere, die Kurt beschrieben hat, wird sichtbar. Wir halten darauf zu und die beiden weißen Ansteuertonnen, auf die man mit 108 Grad zuhalten muss, wenn man sie in Deckung hat, sind deutlich sichtbar. Wir rufen über VHF die Kurtisane, die kurz vor uns in den Pass gefahren ist. Kurt hilft beim Festmachen an der Mooringleine der Boje, so ein Service ist ja fast nicht mehr zum Aushalten. Der Katamaran Ahu mit Jaqueline und Peter, die mit uns in den Las Perlas meinen Geburtstag gefeiert hatten, liegen hier auch an der Mooring und begrüßen uns mit einem Nachmittagskaffee. Angekommen im Südseeparadies – Das Motu Matarina an der Anse Amyot wird von einer richtig gastfreundlichen lieben Familie bewohnt, insgesamt 12 Personen. Valentin und Gaston wohnen hier mit ihren Eltern, 2 Brüdern und Schwester Lisa mit Mann, 2 Töchtern und 2 Enkelkindern. Außer Palmen und ihren eigenen Hütten kann man bei Lisa nett eingerichtete Hütten aus Bambus inclusive Vollpension mietet. Den Strom produziert ein uralter Einzylinder Dieselgenerator, bei dem Helmut am Donnerstagmorgen eine Reparatur durchführt und ihn wieder zum Laufen bringt. Ohne Dieselpumpe, allein durch die Schwerkraft läuft das Diesel zu und wird nicht einmal gefiltert. Lisa ist überglücklich, weil ansonsten die Elektropumpe für die Duschen der Gasthütten nicht funktionieren würde, und das, wo doch heute noch der Bürgermeister von Fakarava zu Besuch kommt. Von Fakarava aus wird die Familie mit allem notwendigen versorgt, denn auf der Koralleninsel wachsen eben nur Kokosnüsse. Man züchtet Spanferkel und Hühner, die witziger Weise Kokosnüsse fressen. Gaston fängt mit Fischfallen in der flachen Bucht natürlich jede Menge Fisch und taucht nach Schalentieren. Da es hier nichts Anderes gibt, fängt auch Lisas Hund Fische und verspeist sie, er ist eben ein richtiger Seehund. Nach einen Tag kommt es uns so vor, als würden wir diese Menschen schon seit Jahren kennen. In regelmäßigen Abständen kocht Valentin für die Segler. Der Preis von 25 € für das 7 Gänge Menü mit Fischpizza, Poisson Cru (roher Fisch mit Kokosmilch), gegrilltem Papageifisch, gebackenen Fisch, Barbecue Hähnchen, Reis, Kokosbrot und Coconut Pie beinhaltet dann auch gleich noch die Mooringgebühr. Am Sonntag zelebriert Valentin in der kleinen „Bapistenkirche“ für die Familie und uns Segler einen Gottesdienst in 3 Sprachen, Französisch, Englisch und Tahitian – sehr beeindruckend. Wir tragen 2 deutschen Kirchenliedern und den deutschen Bibeltext dazu bei. Den Altar, einen einfachen Tisch, hat sie üppig mit Bougainville-, Jasmin- und Franchipaniblüten geschmückt. Nachmittags wird, wie in Frankreich üblich, Boule gespielt. So ruhig und sicher haben wir schon lange nicht mehr gelegen, trotz 15 bis 20 Knoten Wind bewegt sich das Schiff nicht. Weil wir in einem „Toten Pass“ liegen, das heißt quasi in einer Einfahrt zum Atoll, die aber zur Lagune hin wieder mit einem breiten Riff geschlossen ist, stören weder Wellen noch der Tidenstrom die Ruhe. Toter Pass bedeutet, dass man nicht ins Atoll hineinfahren kann. Für uns ist das ganz super, weil wir gut geschützt am Riff schnorcheln können. Es ist wie in einem Aquarium, die Vielfalt der Fische ist ein Traum. Von der Muräne über Papageienfische bis zum Adlerrochen ist die ganze Palette vertreten, wir sind total begeistert über die glasklare Sicht unter Wasser. Die Korallenblöcke liegen nur ein bis zwei Meter tief unter uns, malerisch verteilt im weißen Sand. Zur „Siesta“ hören wir ein Musikalbum von Bandari, das Jochen uns mitgegeben hat und die Südseemusik, die wir uns Lisa kopiert haben. Die entsprechende Kulisse umgibt uns, wir sind in der „Südseebucht zum Träumen“. Da möchte man am liebsten gar nicht mehr weitersegeln.