Merida – Venezuela

Mittwoch, 20.09.,

nachdem wir in einer Cafetin um die Ecke, so wie alle Venezuelaner, unser Frühstückt mit Empanada con Queso/Carne (frittierte Maistaschen mit Käse oder Fleisch) und cafe marron (Kaffee mit Milch) und frisch gepresstem jugo de naranja (Orangensaft) eingenommen haben, werden wir pünktlich um 8.00 Uhr von unserem Reiseführer Martin (Todo) am Hotel Italia abgeholt.

Unsere Rucksäcke werden verstaut und wir holen den anderen Teil der Reisegruppe, Hansruedi, Vreni, Christoph und Marianne, bei ihrer Posada ab. In nordöstlicher Richtung verlassen wir Merida auf der Transandina, der Andenstraße die durch ganz Südamerika bis nach Patagonien führt. Durch das Tal des Rio Chama geht es vorbei an großen Knoblauch-, Kartoffel-, Mais- und Erdbeerfeldern, die bis auf eine Höhe von 3000 Meter mit Ochsengespannen bearbeitet werden. Die Steinkirche Capilla de Piedra Virgen de Coromoto in San Rafael ist einzigartig, alles auch der Alter ist aus unbehauenen Steinen gebaut. Wir verkosten den Chicha Andina, einen leckeren warmen!! Maisschnaps, der ebenso wie der cafe negro von einem Andino verkauft wird.

In der Kondorstation kurz vor Apartaderos können wir aus nächster Nähe diesen seltenen Andenvogel beobachten. Der männliche Kondor ist 25 Jahre alt und das sehr viel jüngere Weibchen erst 5 Jahre alt. Damit das Männchen das Weibchen nicht als Nahrung verspeist, sind beide durch ein Gitter getrennt, sie sollen sich erst langsam aneinander gewöhnen und man hofft, dass es irgendwann mal Nachwuchs geben wird. Durch einen Videofilm und Martins sachkundige Informationen erfahren wir noch mehr Einzelheiten über diesen fast ausgestorbenen Andenvogel. Eine farbenprächtige Landschaft präsentiert sich uns, schachbrettartig abgegrenzt durch die unterschiedliche Bepflanzung der Felder. Weiter geht die Fahrt zum höchsten Pass der Anden in Venezuela, dem Pico el Aguila auf 4100 Meter, doch Martin setzt noch eins drauf und wir fahren bis auf 4200 Meter zu einer Sendestation, der wirklich höchsten Stelle, die man mit dem Auto fahren kann. Der Aussicht ist gewaltig, doch die Wolken schieben sich schon aus dem Tal herauf.

In Apartaderos stärken wir uns mit einer kräftigen andinischen Hühner-Gemüsesuppe, damit wir die anschließende 3 ½ stündige Wanderung bergab von der stillen Laguna (Bergsee) de Mucubaji zur Laguna Victoria gut zu meistern. Die Berglandschaft ist bezaubernd, die 4 Schweizer fühlen sich ins Tessin zurückversetzt, jedoch die Vegetation ist hier üppiger und tropischer. Wie ein zartgrüner Teppich mit gelbblühenden Tupfern bedecken die Frailejón die endlosen Berghänge. Frailejón heißt übersetzt Mönch John und die silbriggrünen samtartigen Blätter helfen als Tee gekocht oder ausgekaut gegen Asthma. Erikaähnliche Sträucher, chispeador, sind ein schöner lila Farbkontrast in der Landschaft. Wildlaufende Pferde, Rehe und Hasen kreuzen unseren Weg in dieser stillen einsamen Bergwelt. Wegen der aufziehenden Wolken und dem anschließenden Regen, wir haben vorsorglich Regenjacken und Regenhosen dabei, müssen wir das Fotografieren auf den nächsten Morgen verschieben. Unser Kleinbus bringt uns dann die wenigen Kilometer von der Laguna Victoria zur Nobelherberge Los Frailes (einem alten Kloster aus der Endeckerzeit Venezuelas), das auf fast jedem Reiseprospekt von Venezuela zu sehen ist. In diesem Kloster hat wohl nie ein Mönch oder Nonne gelebt, es war vielmehr eine alte Mission. Es war schon immer etwas teurer in einer besonderen Herberge zu übernachten, selbst für venezuelanische Verhältnisse sind die Preise entsprechend hoch (210.000 Bs= 70 €). Wir sind nach dem Regenschauer ziemlich durchgefroren und froh, dass das Zimmer  b e h e i z t  ist, das hatten wir seit 1 Jahr nicht mehr. Die heiße Dusche wärmt uns wieder auf, so wie der Kamin, der erst auf unsere Nachfrage hin angefeuert wird. Auch hier ist im September schon Nachsaison. Wie im Reiseführer beschrieben, können wir vor dem Kamin relaxen und uns aufs leckere Abendessen und einen guten Wein freuen. Welch ein Gegensatz: Puerto la Cruz auf Meereshöhe mit 34° C und Los Frailes auf 3400 m Höhe und kühler Bergluft mit 10 – 15°C! Im nachhinein gesehen ist es gut, dass wir uns erst mal 2 Tage an diese Höhe und die dünne Luft gewöhnen können, um dann am Wochenende mit der Teleférico auf den Pico Espejo mit 4765 m hinaufzufahren.

Nach dem etwas spartanischen „Continentalen Frühstück“ ist unser Reiseführer Martin pünktlich zur Stelle und haben bei einem Spaziergang um die Laguna Mucubaji Gelegenheit, bei gutem Morgenlicht die Fotos nachzuholen, die wegen des schlechten Wetters am Vortag nicht möglich waren. Es geht per Bus zurück nach Mucuchies, um von dort zu den la Musui zu wandern. Nach 1 ½ Stunden immer aufwärts kommen wir ganz nett aus der Puste, man sollte halt mal wieder ein wenig mehr Sport treiben. La Musui sind 40°C heiße Quellen, die aus einer Bergspalte in einen Bassin fließen, der von den einheimischen Kindern als große Badewanne benutzt wird. Der Abstieg ist fast genau so anstrengend wie der Aufstieg und wir kommen ziemlich geschafft wieder in Merida an. Da war es gut, dass wir die Posada Mara schon reserviert hatten und wir nicht mit unserem ganzen Gepäck auf der Suche nach einer Unterkunft durch die Stadt wandern mussten.

Der Freitag ist ausgefüllt mit Bummeln, Einkaufen und Besichtigungen in der alten Universitätsstadt Merida. Im Mercado Prinicipal bekommt man alles, was man zum Leben braucht oder auch nicht braucht, so wie die manigfaltigen Reiseandenken. Es herrscht reges Leben auf den Straßen, doch nach der Besichtigung der Basilica Menor und dem Museum finden wir doch noch ein ruhiges Plätzchen zum Relaxen.

Merida – eine Reise in die Andenregion von Venezuela
Auf dem Muli durch die Anden
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