Nach 2,5 Tagen legen sich die starken Böen, jetzt haben 1 Tag fast gar keinen Wind aber immer noch Wellen, die Rollbewegungen des Schiffes werden weniger, den richtigen Wind wird es wohl für uns Segler nie geben.
Von Bora Bora nach Palmerston
13. bis 16. September 2008:
Helmut kann jetzt endlich den Gasfernschalter im Ankerkasten abklemmen und macht die Schlauchverbindung zum Gasregler auf südamerikanische Weise, nämlich nur mit einer Schlauchklemme, fest. Zur Belohnung gibt es zum Frühstück Eier mit Speck, heißen Kaffee und Nutellabrote. Es darf wieder gekocht werden, wir freuen uns auf heiße Spagetti Bolognese mit Parmesankäse. Da bei der Tuulivei ein Leck im Dieseltank aufgetreten ist, ändern auch wir unseren Plan, direkt in die Vava’u Gruppe zu segeln und machen Kursänderung auf Palmerston, ein winziges Atoll mitten im Pazifik. Dort wollen wir Axel einige unserer leeren Dieselkanister übergeben, in die er Diesel aus seinem Tank abpumpen kann. In Palmerston kann man vor dem Saumriff an Moorings liegen und wird von den Bewohnern mit dem Boot abgeholt, wenn man die Insel besuchen will. So brauchen wir das an Deck verzurrte Dingi nicht aufpumpen und zu Wasser lassen. In Palmerston wohnen 12 Familien, nur viermal im Jahr kommt das Versorgungsschiff, es gibt keine Flugverbindung, aber Telefon und Internet soll es geben. Wir sind gespannt, wie die Menschen dort das Leben meistern. Bei schwachen 10 bis 12 Knoten direkt von achtern müssen wir jetzt doch Passatsegel setzen. Das ist schnell gesagt, aber wir sind 1,5 Std. beschäftigt, bis alles passt. 2 weitere Leinen, eine mit Talje, wird benötigt um den Spibaum nach backbord zu fixieren, das Passatsegel liegt wie könnte es anders sein, als allerletztes in der Backskiste und die ganze Kiste muss ausgeräumt werden, um das Segel rausholen zu können. Helmut schimpft vor sich hin. Auf Stagreitern ziehen wir das Segel am Kutterstag hoch, dann werden der Großbaum und der Besanbaum nach steuerbord mit einem Bullenstander (Befestigungsleine) festgezurrt, damit bei einer Änderung der Windrichtung der Baum nicht zu anderen Seite schlagen kann. Danach ziehen wir noch die Genua ein Stück raus, sie fängt dann noch den restlichen Wind, der aus dem Passatsegel ausströmt, auf. Mehr Segelfläche geht nicht. Mit gemütlichen 5 Knoten treiben wir voran, es herrscht plötzlich Ruhe im Schiff, kein Segelschlagen, kein Geklappere, die Rollerei lässt nach. Segeln kann doch so wunderbar schön sein.
Am Montag 15.09. haben wir bei genau 161 Grad 28,4 Minuten West die halbe Erdkugel umrundet. Am 18.07.2005 hatten wir unseren östlichsten Punkt am Capo de Otranto, an der Südostspitze vom italienischen Stiefel, mit 18 Grad 31,6 Minuten Ost erreicht. Somit sind wir genau 180° nach Westen gesegelt, ab jetzt geht es wieder heimwärts, aber keine Angst, das wird noch ein paar Jahre dauern. Zur Feier des Tages lassen wir uns ein Neuseelandsteak mit Rösti schmecken. Der Wind dreht auf Nordost und wir können mit dieser Passatbesegelung den Kurs nicht mehr halten, die Passatbesegelung muss runter. Wie ich sie liebe die Morgengymnastik vor dem Frühstück. Nach 1 Sunde laufen wir dann unter Vollzeug Palmerston entgegen, es sind noch 60 Meilen. Wir werden erst im Morgengrauen ankommen, denn wegen der angekündigten starken Squalls reffen wir Genua und Groß stark ein. Diesmal bleiben wir von den Squalls verschont, wie berechnet umrunden wir in den frühen Morgenstunden das nördlichste Motu des Atolls und liegen um 8.15 Uhr mit Edwards Hilfe, an der letzten freien Mooring fest. Unsere Position 18Grad 02,7Minuten Süd und 163Grad 11,4Minuten West, 40 Meter neben dem Riff auf 25 Meter Wassertiefe, es schaukelt zwar noch etwas, aber wir können in Ruhe Frühstücken mit Blick auf die türkisblaue Lagune und das bewohnte Motu Palmerston Island.